Vor 50 Jahren hatten sie geheiratet, Priester (jetzt im Ruhestand) Reinhold Märkle und seine Frau Rosalinde.
Sie sollten am letzten Oktobersonntag 2014 von Bezirksvorsteher Klaus von Bank den Segen zur goldenen Hochzeit gespendet bekommen. Ein großer Tag des Segens in Tübingen, denn an diesem Sonntag wurde im Familienkreis zu Haus später nach dem Gottesdienst noch ein Ehejubiläum feierlich begangen: Segen zur diamantenen Hochzeit der Eheleute Willi und Helene Schmid. Ein weiterer Priester im Ruhestand und seine Frau wollten nicht in einen neuen Zeitabschnitt ohne göttlichen Segen gehen. Auch hier war es der Bezirksvorsteher, der den Wunsch erfüllte.
„Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Antlitz leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6, 24 – 26)
Diesen Text aus dem priesterlichen Segen im Alten Testament hatte K. von Bank für den Gottesdienst, in dem das „Goldene Paar“ an zentraler Stelle stand, ausgewählt. Der Bezirksvorsteher freute sich, an diesem besonderen Tag das Ehepaar gemeinsam mit seinen Angehörigen in der ersten Reihe vor dem Altar zusammensitzen zu sehen. Gerade heutzutage, wo es immer schwieriger wird, dass alle Beteiligten zu einem Termin gemeinsam erscheinen können.
Auf das Bibelwort eingehend sagte K. von Bank, dass Gottes Segen sich nicht erschließt, wenn man so einfach darüber hinweg geht und nur oberflächlich auf ihn schaut. Segen wird gemeinhin mit Vermehrung gleichgesetzt. Da gibt es aber auch eine differenziertere Betrachtung, erinnerte der Bezirksvorsteher an die des Kirchenpräsidenten Neuapostolische Kirche International und Stammapostels im Ruhestand, Wilhelm Leber. Der sah im Segen die Zuwendung göttlichen Heilsguts für Geist, Seele und Leib. Und auch den Zufluss von Kräften, damit ein Leben überhaupt möglich wird und ist. Gott gibt den Segen, den der Mensch aber auch ergreifen muss. Der kann damit segensreich reden und handeln, wobei Gottes allmächtige Kraft dahinter und über allem steht. Es mag auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet mächtige Menschen geben. Gott aber hat Allmacht. Bei ihm ist kein Ding unmöglich. Deshalb heißt es: Dein Wille geschehe.
Segen wird übermittelt. Weshalb man von „Segensträgern“ spricht. Als Werkzeuge, die ihn vermitteln. Das soll gehen? Ja. Entscheidend ist wie beim Geldbriefträger früherer Zeiten das, was gebracht wird. Die Gabe ist wichtig, nicht der Übermittler.
Das Bibelwort war seinerzeit als Anweisung für den priesterlichen Segen bestimmt, dafür, wie zum Volk Israel gesprochen werden sollte. Das hatte schließlich die Wanderung durch die Wüste vor sich und war dabei auf Gott angewiesen. Wobei es durchaus Probleme damit hatte, dessen Gaben auch anzunehmen und sich oft dabei selbst im Weg stand. Im Neuen Testament gibt es durch Jesus größeren Segen als den natürlichen. Der Gottessohn kam zum Heil für die Menschheit, zu deren großem geistigen Segen. Der nicht bedeutet, ohne eigenes Verdienst zu einem glücklichen Leben kommen zu können. Sicher, auch im Natürlichen gibt es Gottes Segen und es gilt, ihn wahrnehmen zu können. Ebenso ist es im Geistigen. Was ist da göttlicher Segen: die Erwählung zum Gotteskind. Nicht in einem elitären Sinn, nicht sagen, Glück gehabt und das war es dann. Vielmehr gibt Gott, damit wir etwas daraus machen, uns entsprechend verhalten. Der Segen ist kein „Geschenk zum Hinstellen“.
Erkennen wir Gottes Wort als Segen? Er redet mit uns, gibt uns Speise für die unsterbliche Seele. Seine Gnade ist noch am leichtesten als Segen zu erkennen. Wenn unsere Schwäche nicht, wie sonst im Leben die Regel, sanktioniert wird. So etwas ist schon im Irdischen außergewöhnlich, wie viel mehr dann auf geistigem Gebiet. Bedeutet aber auch, selbst versöhnlich sein zu können. Wenn es im priesterlichen Segen heißt, der Herr behüte dich, bedeutet das nicht, dass er nicht auch Dinge zulässt. Eltern können und wollen ihre Kinder nicht vor allen möglichen Unannehmlichkeiten bewahren. Schule und Ausbildung können stressig sein, sind aber nicht zu vermeiden. Doch Väter und Mutter können ihren Kindern in einer Situation , wie auch immer sie ist, das Gefühl vermitteln, sich behütet fühlen zu können. Der Segen kann uns vor Überheblichkeit schützen, die auch eine Gefahr sein kann. Zweifel wird es immer wieder geben, denn wo geglaubt wird, kommen zwangsläufig Irritationen. Auch da gilt Gottes Schutz, damit sie nicht übermächtig werden.
„Er lasse sein Angesicht über dir leuchten“ – Gottes Glanz ist größer als alle Lichtquellen. In ihm können wir Frieden finden, der Freude schafft. Und der das vermag und tun kann, ist unser himmlischer Vater. Größeren Trost kann es nicht geben.
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, bekräftigte, dass Erwählung kein Verdienst ist. Segen ist eine Gabe Gottes, die man sich als Mensch nicht erarbeiten kann. Und er wird nur dann wirksam, wenn man an ihn glaubt. „Lasst uns das Unsere tun, damit Segen sich so auswirken kann, wie Gott das vorgesehen hat. Dazu gehört auch, zu opfern. Was, wie viel, muss jeder für sich mit Gott ausmachen.“ Letztlich geht es immer darum, aus Gnaden bei der Wiederkunft Jesus` angenommen zu werden.
Der Gemeindevorsteher von Tübingen, Hirte Arndt Bayer, hatte sich aus Anlass des Ehejubiläums mit dem befasst, was vor 50 Jahren alles so los war. Er nannte exemplarisch Wichtiges und weniger Bedeutendes. Damals wie heute schwanken die Menschen zwischen Zukunftshoffnung und Angst. Demgegenüber zählt eine Konstante: Herr, segne und behüte mich, egal, was kommt. Ist heute noch so, da sind auch viele Sorgen, z. B. der Klimawandel und sonstige Bedrohungen. Aber wichtig ist es, zu wissen, Gott wendet sich mir zu. Höhen oder Tiefen wird es immer geben. Ihn nicht vergessen, wenn es mir gut geht. Wenn es mir schlecht geht, die Konstante bewahren: Gott ist da für die Menschen! Auch für das „goldene“ Brautpaar, gab ihr Gemeindevorsteher den beiden mit.
Als sie nach vorn an den Altar getreten waren, erklang vom gemischten Chor die Psalmvertonung „Ich hebe meine Augen auf…“ , endend mit der tröstlichen Zuversicht „und der dich behütet, schläft nicht.“ (Text nach Ps 121, neuap. Chorliederbuch Nr. 207).
„Das habt ihr erleben dürfen,“ sprach der Bezirksälteste die Eheleute persönlich an. Der Hüter schläft nicht. Hüte jedweder Art schützen den Menschen und sind nicht nur Dekoration, das lernen schon Kinder. Den Segen Gottes können wir uns nicht verdienen. Aber wir können ihn ergreifen. Ihn wirken lassen. Und in der Ehe gilt auch ganz besonders: Kräfte gemeinsam einsetzen, dann verdoppeln sie sich, während sie sich aufheben, wenn einer gegen den anderen kämpft. Dankbarkeit an einem solchen Jubiläumstag kann es nicht zu viel geben. Nach 50 Jahren noch einmal einen Segen – eindeutig Ja! Aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse ziehen, in der Gegenwart den Segen für die Zukunft mitnehmen. „Ihr könnt mit Ruhe und Frieden in die kommende Zeit gehen. Der Heilige Geist wird auch in Zukunft euer Führer sein, der euch den Weg weist. So ruht nun auf allem der Segen Gottes. Und ihr seid weiter ein Segen in der Gemeinde Tübingen, wie schon in der Vergangenheit.“
Ein Gesangstrio, a cappella, wusste den Segen Gottes in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft musikalisch zu würdigen:
„Preis und Anbetung sei unserem Gott…“ (Text nach einem Psalm)
erklang es andächtig und den Zuhörern in die Herzen gehend in einer Kirche, in der es ganz still geworden war.